Getrübte Freude über die Rückkehr in den Alltag
Wenn am Montag viele Einzelhändler ihre Geschäfte in Paderborn wieder für Kundinnen und Kunden öffnen, wird sich die Innenstadt nach und nach mit Leben füllen. Davon gehen der Erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Uwe Seibel, und der City-Manager Heiko Appelbaum aus.
Generell freuen sich beide darüber, dass mit der eingeschränkten Ladenöffnung wieder ein Stück Normalität einkehren darf. Die Freude ist aktuell jedoch getrübt: „Wir können die auferlegte Regelung, dass Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern weiterhin geschlossen bleiben müssen, absolut nicht nachvollziehen“, sagt Uwe Seibel.
Er hat Verständnis für die Aktion des Textilhauses Klingenthal: Im dortigen Schaufenster an der Westernstraße wird seit Samstag vehement Kritik an der „Ausgrenzung“ geübt.
„Wir teilen die Klingenthal-Kritik“, sagt Heiko Appelbaum. Hier müsse die Politik schleunigst nachbessern, um eine nachhaltige Schädigung des Einzelhandels in den Innenstädten zu verhindern.
Uwe Seibel lobt in diesem Zusammenhang ausdrücklich die in den vergangenen Tagen mit dem Paderborner Bürgermeister Michael Dreier sowie den Landtagsabgeordneten Daniel Sieveke (CDU) und Marc Lürbke (FDP) geführten „sehr konstruktiven“ Gespräche und erwartet, dass die Landespolitik hinsichtlich der 800 Quadratmeter-Regelung umsteuert.
Auch der Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen mit Michael Dreier als Vizepräsident habe sich vehement für eine Änderung der nordrhein-westfälischen Regelung eingesetzt.
Uwe Seibel schließt sich den Forderungen des Handelsverbands Deutschland - HDE an. Dieser fordert „die schrittweise Rückkehr zu einem geordneten Geschäftsbetrieb nach einheitlichen, nicht-diskriminierenden Vorgaben für den gesamten Einzelhandel. Lockerungen, die z.B. nach Betriebsgrößen/Verkaufsfläche oder Einzelhandelsbranchen differenzieren, führen zu Wettbewerbsverzerrungen, Rechtsunsicherheit und kollektiver Verunsicherung. Unklare, komplizierte Regelungen gilt es unter allen Umständen zu vermeiden.“
„Es kann nicht sein, dass es keine bundesweit einheitliche Lösung gibt. Einkaufs-Tourismus in Bundesländer mit anderen Regelungen muss verhindert werden. Wir unterstützen und loben die Bemühungen der Politiker, die Virus-Ausbreitung aktiv zu verringern“, sagt Uwe Seibel. Er verweist dabei vor allem auf die Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen, die sich in den vergangenen Wochen bereits in den Supermärkten und anderen Geschäften, die öffnen durften, bewährt hätten. Diese Regelungen gelte es nun auf den innerstädtischen Einzelhandel zu übertragen.
„Wir trauen unseren Einzelhändlern zu, dass sie die Regeln einhalten, um Kunden und Mitarbeitende zu schützen“; sagt Heiko Appelbaum. „Und das gilt eben auch für Geschäfte, die mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche haben.“
Eine Alternative könnte sein, dass größere Geschäfte ihren Verkaufsraum temporär auf weniger als 800 Quadratmeter verringern. „Hier haben wir in Gesprächen eine große Bereitschaft erfahren und es gibt bereits Lösungen, deren Umsetzung derzeit aber seitens der Politik verwehrt wird“, moniert Uwe Seibel.
Eine noch längere Schließung bringe Einzelhändler gleich welcher Größe in finanzielle Schwierigkeiten; Existenzen und damit auch Arbeitsplätze ständen auf dem Spiel. Es fehle an Planungssicherheit. „Der Einzelhandel fühlt sich allein gelassen“, sagt Heiko Appelbaum. „Vor allem der Mittelstand ist akut gefährdet und hier reden wir von massiven Einschnitten, die unseren Städten bevorstehen. Dabei kann es zu nicht umkehrbaren Verwerfungen kommen. Wenn die Politik die falschen Signale setzt, stehen die Innenstädte als Einkaufs- und Erlebnisorte vor dem strukturellen Kollaps.“